Jesus Christus - gesandt und bevollmächtigt
Im Herbst 2014 hatten wir Besuch von einer etwas über 70 Jahre alten Schwester, die ihr gesamtes bewusstes Leben gläubig ist und gerne in der Bibel liest. Im Gespräch kamen wir auf das Hohepriesterliche Gebet in Joh. 17 zu sprechen und wir haben es auch zusammen gelesen. Dabei war es für sie wichtig, das „Eins-Sein“ des Herrn Jesus mit seinem Vater zu betonen. Sie sieht ihn „vermischt“ (so ihre Worte) mit dem Vater, nicht unterschieden. Das hat mir aufs Neue vor Augen geführt, wie leicht es uns doch passieren kann, dass wir etwas durch unsere Brille der Tradition und Prägung lesen, oder auch etwas in den Text hineinlesen, was so nicht darin steht.
Im Hohepriesterlichen Gebet erhalten wir einen wunderbaren Einblick in das Verhältnis des Herrn Jesus zu seinem Gott und Vater und wie er für seine Nachfolger Fürbitte tut. Darüber hinaus können wir sehr viel über die Sendung und Vollmacht des Herrn Jesus erfahren, wenn wir dieses Gebet etwas genauer betrachten.
● Dazu habe ich die Passagen unterstrichen, die davon reden, dass der Herr Jesus alles vom Vater erhalten hat, Beauftragung (gesandt) und Bevollmächtigung (gegeben). Denn der Herr Jesus ist weder durch eigenen Entschluss noch in eigener Macht gekommen. Er hat auch nicht getan was er wollte, sondern was er sollte. Es war Gottes Auftrag und Gebot.
● Zudem habe ich sämtliche Benennungen und Personalpronomen farblich markiert, sowohl des Herrn Jesus als auch Gottes, des Vaters. Dies soll verdeutlichen, dass die Unterscheidung zwischen Gott und seinem Sohn weiterhin leicht erkennbar ist.
● Zum Dritten hebt das hier dreimal erwähnte Eins Sein die Unterscheidung zwischen Gott und Jesus Christus nicht auf. Er redet weiterhin von wir und uns, wenn er vom Eins Sein mit dem Vater spricht, wobei dieses Eins Sein analog zum Eins Sein der Gläubigen gebraucht wird.
Auch wenn der Text dadurch recht bunt geworden ist, so scheint es mir doch sehr hilfreich zu sein. Für einen besseren Textfluss habe ich die Vers-Nummern entfernt.
Johannes 17, das ganze Kapitel:
Dies redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche, wie du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, dass er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe! Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte. Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war! Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Jetzt haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, dass du mich gesandt hast. Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast, denn sie sind dein - und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, mein -, und ich bin in ihnen verherrlicht. Und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir! Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast; und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren, als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde. Jetzt aber komme ich zu dir; und dieses rede ich in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin. Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt; und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit. Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, dass sie eins seien, wie wir eins sind - ich in ihnen und du in mir -, dass sie in eins vollendet seien, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater! Und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.
Wird der Herr Jesus auch über uns zu seinem Vater sagen können:
„Diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast“?
Und hoffentlich legen wir die Heilige Schrift nicht nach unseren Vorlieben aus, sondern nach Gottes Sinn, geleitet durch seinen Heiligen Geist.